Nasenzug
Nächster Termin:
Fasnetsdienschdig
04.03.2025 17:00
Wo?
Innenstadt Wolfach
Von einer spontanen Idee zu einem Wolfacher Fasnetsbrauchtum:
DER NASENZUG
Niemand weiß, wie und wann es anfing. Wer kam auf den Einfall, gegen Ende der Fasnet noch einmal eine Tour durch die „Tatorte“ der vergangenen Festtage zu machen? Dazu den verschwitzten „Kittel letz“ herum zum Auslüften mit einem Seil zusammengehalten. Pappnase war sowieso dabei. Einen herumliegenden Holzspan an den Hut in Ermangelung eines schmucken Federbusches und noch etwas zum Krachmachen. In diesem besonderen Outfit begegnet uns der Nasenzügler auch heute noch.
1886 findet sich die erste Erwähnung in dem Satz: „Nasenzug im Gänsemarsch und Schluß!“
1890 wurde er erneut erwähnt.
1895 findet sich in der Metzgeraugust’schen Chronik die Bemerkung: „Und zuletzt folgt noch beim Kehraus am Fanachtsdienstag der famose Nasenzug.“
Ende des 19 Jahrhunderts kam er in Verruf durch verschiedene Begleitumstände in den Wirtschaften und verschwand für viele Jahre.
1926 und 1928 taucht er aber spontan wieder auf.
1931 bereits wird er endgültig wieder ins Leben gerufen und kontinuierlich im Narrenfahrplan erwähnt. („Beginn 4.30 Uhr“) und der „Kinzigtäler“ schrieb: „Der Dienstag brachte nach langer Zeit zum erstenmal wieder einen Nasenzug in den Nachmittagsstunden. Bei großer Beteiligung nahm er seinen Weg um die Stadt und landete nach verschiedensten schlangenartigen Windungen im Gasthaus zum Hecht…“
1937 und 1938 fand am Ende des Nasenzuges im Schlosshof eine angekündigte „Fasnetsverbrennung“ statt, verknüpft mit dem Hinweis: „…jedoch ist Teilnahme (am Nasenzug) nur Männern und männlichen Kindern erlaubt…“!
Seit 1950 versuchten auch immer wieder Frauen am Nasenzug teilzunehmen. Diese wurden auf nasenzüglertypische Weise höflich gebeten, den Zug zu verlassen oder sie wurden umringt und „ausgepäpert“. Bis sich schließlich der bis heute erhaltene Brauch entwickelte, sie unter Gejohle und Gespritze und zur Freude der Zuschauer in den Stadtbrunnen zu tunken.
Heute wie damals schwenkt der Nasenzuganführer den mit bunten Bändern geschmückten Kehrausbesen. In der Regel 200 bis 300 oder mehr Nasenzügler treffen sich am Fasnetszieschtig am Magnolienbaum vor dem Schlosstor. Wenn der Nasenzuganführer den Beginn verkündet, reihen sich alle zu einer langen Kette auf, darunter die phantasievollsten und kreativsten Nasengebilde – meist in Eigenbau.
Im Gänsemarsch geht es dann 2 Stunden lang ohne Unterbrechung durch alle Winkel und Gassen der Stadt, die Gasthäuser nicht meidend. Schließlich landet der Zug im Schlosshof, wo sich minutenlang eine große Schnecke um die alte Linde aufwickelt. Jetzt steigt der Anführer auf die Bank unter dem Baum und hält die letzte öffentliche Rede der Fasnet. Dabei vermerkt er, dass die Fasnet nun zu Ende geht, was mit herzzerreißendem Gejohle beantwortet wird. Es bleibt noch, die alten Wolfacher Fasnetssprüche noch einmal inbrünstig zu deklamieren. Dann werden die nachdenklich gestimmten „Nasen“ vom Besenführer verabschiedet nicht ohne ihnen Trost und Hoffnung mitzugeben:
„‘s goht degege“!
Die Nasenzuganführer
bis 1939: Rudolf Schmidt, Blechnermeister
1949-1959: Josef Krausbeck, Textilkaufmann
1960: Walter Schmider, Zollamtmann
1961: Josef Krausbeck
1962-1990: Walter Schmider
1991: offiziell ausgefallen
1992-2000: Walter Schmider
2001-2017: Wilfried Schuler
seit 2018: Alfred Mayer