Wolfacher Fasnet

…. als eine heidnische Onsinnigkeit verpotten und abgestellt.

Im Laufe der Jahrhunderte musste die Wolfacher Fasnet viele Verbote und Unterbrechungen erleben und überleben. Heute jedoch ist sie fest verankert im Wolfacher Jahresrhythmus und aus dem kulturellen Leben der Stadt nicht mehr wegzudenken.

Soweit bekannt wurde die Wolfacher Fasnet im Jahre 1543 erstmals schriftlich erwähnt, als sie “… als ein heidnische Onsinnigkeit verpotten und abgestellt …” werden sollte. Weil der Wolfacher Michael Knoller ” … in der Faßnacht in Mummerey Scheltung …” getriebene hatte, wurde er vom Rat zu 1 Schilling Strafe verurteilt. Auch 1607 musste das Verbot erneut ausgesprochen werden, weil die Wolfacher Urnarren anscheinend zäh an ihren Narrenspäßen festhielten und sich auch nicht von Strafandrohungen abschrecken ließen.

1751 und 1756 zeugen auch Strafakten von der Überschreitung der Fasnetsverbote.1785 wurde aber schon einigen Bürgersöhnen gestattet, sich an zwei Fasnetstagen zu maskieren. Unter bestimmten Vorschriften wurde das auch in den folgenden Jahren offiziell erlaubt. Für drei Fasnetstage wurde dies dann 1788 generell gebilligt, allerdings nur, wenn man eine Gebühr bezahlte. Diese Fasnetstaxen, welche ab 1816 nicht mehr erhoben wurden, kamen bis dahin wohltätigen Zwecken zugute. So ging es dann durch die Jahrzehnte mit Fasnetsspiel und Mummenschanz, mit Wohlauf und Bürgerbällen. Fasnetsspiele bilden einen wichtigen Kern der Wolfacher Fasnet. Die jahrhunderte alte Tradition brachte immer wieder neue Themen hervor. Das älteste und am häufigsten aufgeführte Festspiel – “Die Altweibermühle” – feierte bereits 1987 sein 200-jähriges Jubiläum. Alte Plakate und Texthefte zeugen von der Vielgestaltigkeit Wolfacher Spielfreude.

Waren es die weitgereisten Wolfacher Flößer, die auch rheinische Elemente in die Wolfacher Fasnet einfließen ließen? Jedenfalls war um die Jahrhundertwende in etlichen Schriften von Fasching, Prinz Karneval, Karnevalsgesellschaft und Narrhalla Wolfach die Rede. An der Nationalhymne des Prinzen “Fahre hin und pfludre nicht!” ist erkennbar, dass diese Sache nicht so ernst gemeint sein konnte. Jedenfalls verschwanden diese Elemente wieder und die alten Bräuche setzten sich auf Dauer durch.

S’goht degege (von Karl Blattner, 1884-1960)

Sin emol ganz müsleschtill
un horche, was i sage will:
I glaub, ‘s isch ebis nit ganz g’hür
hinter eure Bühnedür!

Dert, in selle Käschte drin,
wo die Fasnetsache sin,
duet sich allwiel ebis rege.
Jetz’ glaub i bal’, es goht degege!

Wenn’s nit glaubsch, no losch es bliebe,
nu de Lüt, wo d’Fasnet liebe,
dene isch’s Musik für d’Ohre,
wie die Larve rum rumore.

Horch, wie d’Hanselschelle klinge
un wie d’Kapotthuetle schwinge.
In de Eck de Ritterdege
wischberet: “Es goht degege!”

‘s Wohlaufmale in de Kischt
singt scho vom Herr Entekrischt
un de Landsknecht, seller Schelm,
butzd si Babbedeckelhelm.

D’Rungungle kenne’s nit verhebe,
welle nus un welle lebe.
De Hansel schreit im enge Hus:
Jetz len mi do au endlich nus!

Wenn d’Fasnet au nit alle möge,
anneweg, jetz goht’s degege!

Weiteres zur Geschichte der Wolfacher Fasnet:
“Eine Reise in die närrische Vergangenheit …” von Otto Schrempp in: “180 Jahre Freie Narrenzunft Wolfach – Festschrift zum Landschaftstreffen 1995″